Perfektionismus endlich im Griff haben: So gelingt es dir

Perfektionismus hat in der Coachingbranche und unter Psychologen einen extrem schlechten Ruf. Perfektionistisches Vorgehen wird häufig als Ursache für zahlreiche psychische Schieflagen wie z.B. Stress, Burnout, mangelndes Selbstwertgefühl, Angstzustände etc. angeführt.

Warum „outen“ sich dann gerade erfolgreiche Menschen häufig als Perfektionist? Schon alleine daraus lässt sich schließen, dass eine pauschale Verurteilung von Perfektionismus der Sache nicht gerecht wird.

Mache dir klar: Perfektionismus für sich genommen ist erst mal weder gut noch schlecht!

Perfektionismus ablegen oder nicht
Perfektionismus ablegen oder nicht?

Ich zeige dir in diesem Artikel, wie du Perfektionismus nutzen kannst, um erfolgreich auf der Siegerstraße unterwegs zu sein. Ich zeige dir aber auch, worauf du unbedingt achten solltest, damit Perfektionismus dir nicht die Lockerheit auf deinem Weg zum Ziel nimmt.

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Bekenntnis eines Perfektionisten

Bist du Perfektionist? Ich gebe zu, ich bin einer. Zwar nicht generell, aber in manchen Dingen schon. Daher betrifft mich das Thema selbst und ich muss dir sagen, ich bin so gar nicht mit der einseitig negativen Darstellung einverstanden.

Meistens geht es mir nämlich wunderbar damit. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass mich in manchen Dingen erst mein Anspruchsdenken dorthin gebracht hat, wo ich heute bin.

Natürlich muss ich mich manchmal auch selber ausbremsen. Immer dann, wenn ich mich dabei ertappe, dass ich es gerade mal wieder übertreibe. Genau zum richtigen Zeitpunkt die „mentale Notbremse“ zu ziehen, ist dabei die wirkliche Kunst. Aber die kannst du lernen.

Und du wirst sehen, du kannst trotz eines gewissen perfektionistischen Anspruchsdenkens wunderbar locker und gelassen durchs Leben gehen. Denn echte Expertise gibt dir Sicherheit und Freiheit, dass zu tun, was dir wichtig ist.

Also… solltest du Perfektionist sein, bleib erst einmal locker. Lass uns herausfinden, welcher Art dein Anspruchsdenken ist und was die Ursachen dafür sind. Dann zeige ich dir, wie du Perfektionismus in einen Vorteil verwandelst.


Warum Perfektionismus besser ist, als sein Ruf

Ich frage dich…

Würdest du gerne in ein Flugzeug steigen, wenn der Pilot nicht den Anspruch hat, eine möglichst perfekte Landung hinzubekommen?

Piloten müssen Perfektionisten sein!

Würdest du dich gerne von einem Chirurgen operieren lassen, der nach dem Motto „90 Prozent sind gut genug“ operiert?

Ein weiteres Beispiel ist der Leistungssport. Wer dort heute ganz oben mitmischen will, der muss bis ins Detail optimieren. Im Wettkampf kommt es häufig auf die Hundertstelsekunde an. Da kannst du dich nicht einfach mit weniger begügen und sagen „80 % sind genug“.

Auch Künstler sind häufig detailverliebt und empfinden gerade dadurch eine tiefe innere Befriedigung.

Das sind nur einige Beispiele, die dir zeigen, dass eine pauschale Verurteilung eines perfektionistischen Vorgehens, der Sache nicht gerecht wird. Du wirst später noch sehen, dass Perfektionismus zunächst einmal überhaupt kein Problem ist.

Problematisch wird dieser erst, wenn du mit deinem Anspruchsdenken eine Perfektionismus-Spirale in Gang setzt, die nach oben offen ist und daher kein Ende kennt.


Warum Perfektionismus glücklich macht

Ich gebe gerne zu, dass ich in manchen Dingen einen perfektionistischen Anspruch habe. Es bereitet mir große Freude, an Details zu feilen. Das Fine-Tuning so weit zu betreiben, bis das Gesamtergebnis für mich passt, gibt mir einfach ein gutes Gefühl.

Das ist beispielsweise im Job dann der Fall, wenn ich an einem Trainingskonzept bastle. Oder in puncto Sicherheit, wenn ich mit Führungskräften in den Hochseilgarten gehe. Hier nicht auf kleinste Kleinigkeit zu achten, kann tödlich enden.

Ein so verstandener Perfektionismus gibt nicht nur den Seminar-Teilnehmern, sondern auch mir als Trainer Sicherheit. Erst die verschafft die nötige Lockerheit, sich ganz auf den Trainingsprozess zu konzentrieren.

Im privaten Bereich geht es mir beim Komponieren so. Der Song ist erst fertig, wenn sich selbst kleinste Details perfekt in das Gesamtwerk einfügen. Denn oftmals sind es gerade die, die einen Song „besonders“ machen. Ich gerate dabei in einen Flow.

Auch meine Expeditionen müssen perfekt geplant und vorbereitet sein, will ich nicht scheitern oder gar dabei umkommen.

Ich gebe zu, manchmal komme ich dann doch in Bereiche, wo ich mich dabei ertappe, dass mein Tun nicht mehr zielführend ist. Diese Erkenntnis ist dann mein Trigger aufzuhören! Und dieses Aufhören kann man wunderbar lernen.


Also… lass dich von der pauschalen Verurteilung des Perfektionismus nicht verrückt machen

Wie muss sich jemand fühlen, der mit seinem Perfektionismus wunderbar lebt und ständig liest, dass er eigentlich „nicht ok“ ist? Wenn man lange genug auf den Perfektionismus als Wurzel allen Übels eindrischt, misstraut irgendwann selbst der glücklichste Perfektionist seinem Glück.

Damit wird er letztlich genau zu dem, was er eigentlich gar nicht ist. Die sog. selbsterfüllende Prophezeiung schlägt dann gnadenlos zu.

Aber natürlich gibt es auch hier – wie bei allem – eine Kehrseite der Medaille. Die wird dann sichtbar, wenn man es mit dem eigenen Leistungsanspruch deutlich übertreibt.


Warum wir in der Arbeitswelt Perfektionisten brauchen

Perfektionismus generell zu verteufeln ist gerade in der Arbeitswelt überhaupt nicht zielführend. Dafür gibt es handfeste Argumente:

  1. Im digitalen Zeitalter werden immer mehr halbfertige Produkte auf den Markt gebracht. Eine schnelle Umsetzung garantiert schnelle Gewinne, verärgert aber oft die Kunden.
  2. Wir können gar nicht genug echte Expertise haben, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die Copy&Paste-Mentalität des Internets verbreitet Halbwissen und etabliert Halbwahrheiten als Standard.
  3. Große Herausforderungen der Zukunft erfordern meist große Anstrengungen… also 100 % Gas geben. Doch überall im Netz posaunen die Erfolgscoachs & Motivationsgurus „80 % sind genug“.
  4. Zudem gibt es zahlreiche Beruf, bei denen Perfektion das Maß der Dinge ist. Oder würdest du dich gerne in ein Flugzeug setzen, wo der Pilot es mit der Landung nicht so genau nimmt? Auch der Chirurg kann gar nicht perfektionistisch genug sein. Zumindest wenn er operiert!
  5. Die ausufernde „Feelgood-Welle“ in Unternehmen hat einen großen Anteil am schlechten Image des Perfektionismus. Topleistung rückt zugunsten eines pauschalen Wohlfühl-Diktats in den Hintergrund.
  6. Es gibt künstlerische Berufe wie z.B. Bildhauer und Maler, wo gerade das Vollkommene, die Perfektion gewünscht ist. Erst durch die perfekte Gestaltung selbst kleinster Details wird ein „vollkommenes Werk“ geschaffen. Das macht nicht nur das Werk, sondern auch den Künstler „besonders“.
  7. Spitzenleistung unterscheidet sich oftmals nur durch kleine, aber entscheidende Details vom Durchschnitt.


Wann wird Perfektionismus zum Problem?

Der Begriff Perfektionismus ist zunächst einmal wertneutral. Er bedeutet den Anspruch zu haben, eine Aufgabe auch im Detail wirklich sehr gut zu machen.

Erreichst du dabei auch regelmäßig deine Ziele in angemessener Zeit und fühlst dich unterm Strich wohl dabei, dann ist das doch im wahrsten Sinne des Wortes perfekt! Man spricht dann vom gesunden bzw. funktionalen Perfektionismus.

Perfektionismus Skala zur Einordnung von Perfektionisten
Wo stehst du auf der Perfektionisten-Skala?

Bitte ändere daran nichts. Dieser Perfektionismus macht dich stark und besser als andere!

Ob Perfektionismus zum Problem wird, ist primär abhängig von:

  1. Zielsetzung Welche Ziele du dir setzt bzw. wie du mit herausfordernden Zielen umgehst.
  2. Erwartung Welche Erwartung du an die Zielerfüllung, also an das Ergebnis hast. Und wie du mit der Nichterreichung des Ziels umgehst.

Wenn du ständig zu hochgesteckte Ziele verfolgst und dadurch zuviel von dir selbst erwartest, dann kannst du nur Scheitern. Und wer immer wieder scheitert, bekommt wiederholt vor Augen geführt, dass er seinen eigenen Ansprüchen nicht genügt. Das wiederum nährt die Angst vor erneutem Scheitern und senkt dein Selbstwertgefühl.

Als ungesunden, krankhaften Perfektionismus bezeichnet man daher einen unrealistischen, überzogenen Leistungsanspruch. Dieser lässt dich nie wirklich zum Erfolg kommen. Das ist die Form des Perfektionismus, die du ablegen solltest.


Was sagt die Wissenschaft dazu?

Die psychologische Forschung, kennt schon von je her zwei Arten an Perfektionismus. Um so verwunderlicher, dass die meisten Psychologen den negativen Aspekt in den Vordergrund stellen.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Individualpsychologe Alfred Adler perfektionistisches Streben als natürlichen und gesunden Antrieb menschlichen Handelns und Lebens bezeichnet.

Bereits Zur Unterscheidung unterschiedlicher Wirkungen, bedient man sich dort einer begrifflichen Differenzierung. Der ungesunde, dysfunktionale Perfektionismus wird hier als Neurotizismus interpretiert.

Neurotizismus bezeichnet das Ausmaß an emotionaler Labilität. Diese zeigt sich durch ein geringes Selbstvertrauen, Angst vor Fehlern, ein hohes Stresslevel, der Neigung zu Negativität, Unsicherheit, Unzufriedenheit und Verlegenheit.

Der funktionale, also positive Perfektionismus wird als Gewissenhaftigkeit bezeichnet. Diese steht für Zuverlässigkeit, Verantwortung und Disziplin. Beide Begriffe sind Bestandteil des bekannten Big Five Persönlichkeitstest.

Perfektionist ist daher nicht gleich Perfektionist!

Wenn du ein „gesunder Perfektionist“ bist, brauchst du dir generell keine Gedanken darüber zu machen, wie du Perfektionismus ablegen kannst.

Nur… das Problem  hierbei  ist:  Die Übergänge vom gesunden zum ungesunden Perfektionismus sind fließend. Daher fällt es den Betroffenen meist schwer rechtzeitig zu erkennen, wann ihr Perfektionismus sie letztlich eher behindert.


Woran du gesunden Perfektionismus erkennst

Funktionale Perfektionisten sind echte Experten in ihrem Gebiet. Sie sind bereit, ihr Bestes zu geben, ohne den Anspruch zu haben, immer der Beste zu sein! Daher erkennen Sie auch, wenn Aufwand und Erfolg nicht mehr in einem akzeptablen Verhältnis zueinander stehen.

Wenn sie so richtig gefordert werden, blühen sie auf. Deswegen lieben sie Herausforderungen und Veränderungen. Druck empfinden sie nicht als Bedrohung, sondern dieser spornt sie zu Höchstleistungen an. Sie bringen Dinge zur Perfektion und bleiben trotzdem locker.

Diese Form von Perfektionismus ist nicht nur völlig in Ordnung, sondern sogar notwendig, um erfolgreich zu sein. Gesunder Ehrgeiz treibt an und macht stark. Das ist für mich gelebte Professionalität. Das bezeichne ich als gesunden Perfektionismus.

Mit deinem Anspruchsdenken ist alles in Ordnung wenn du…

  • den Anspruch hast, auch Details bestmöglich zu erfüllen, du aber gleichzeitig erkennst, wann gut eben auch gut genug bedeutet.
  • kein Problem damit hast, dass es andere Menschen gibt, die in deinem Bereich besser sind als du.
  • dich nicht in unwichtige Details verläufst, sondern das Ganze im Blick behältst.
  • dich an dem Ergebnis erfreuen und es ausgiebig genießen kannst.
  • deinen Leistungsanspruch nicht überwiegend als negativen Stress, sondern eher als Antrieb empfindest.
  • denkst: „Ich will der Beste sein, aber nicht um jeden Preis“.
  • trotzdem beliebt bist und andere Menschen gerne mit dir zu tun haben.
  • zwar einen hohen Leistungsanspruch im Job hast, aber in anderen Lebensbereichen gut locker lassen kannst.


18 Anzeichen dafür, dass du es übertreibst und zu perfekt sein möchtest

Woran erkennt man einen Perfektionisten, der es übertreibt? Wie kannst du selbst feststellen, ob du es mit deinem perfektionistischen Ansprüchen übertreibst und dir nur schadest.

Das kannst du anhand der nachfolgenden „Marker“ herausfinden. Treffen davon einige zu, solltest du etwas ändern.

Daran erkennst du ungesunden Perfektionismus

  1. Du bist detailbesessen und immer bestrebt, selbst unwichtige Kleinigkeiten deiner Arbeit noch möglichst perfekt zu machen.
  2. Wenn du deine Aufgabe abgeschlossen hast, bist du nie so wirklich zufrieden mit dem Ergebnis.
  3. Es fällt dir schwer eine Sache wirklich abschließen, weil du glaubst, dass du noch weiter optimieren müsstest.
  4. Dein Anspruch ist immer und überall der Beste zu sein und kannst dich nur schlecht damit abfinden, wenn andere in deinem Gebiet besser sind.
  5. Du bist so sehr mit dir selbst beschäftigt, dass du die Bedürfnisse anderen Menschen kaum wahrnimmst.
  6. Es fällt dir schwer, Kompromisse einzugehen. Für dich gibt es nur richtig oder falsch.
  7. Andere Menschen geben dir zu verstehen, dass du ihnen mit deinem Perfektionismus auf den Geist gehst.
  8. Du bist nicht wirklich erfolgreich oder glaubst selbst, immer noch besser werden zu müssen.
  9. Öfter mal erreichst du deine Ziele nicht kommst dir vor, wie der „Esel mit der Möhre“.
  10. Die Annahme von Lob fällt dir schwer, weil du denkst, dass es nicht ernst gemeint ist.
  11. Du hast große Angst davor Fehler zu machen und bist eher risikoscheu und wenig kreativ.
  12. Entscheidungen zu treffen fällt dir schwer, daher versuchst du immer, so viele Infos, wie möglich zu bekommen.
  13. Delegieren ist nicht deine Sache, weil du anderen nicht zutraust, die Aufgabe so gut zu erledigen wie du selbst.
  14. Loslassen fällt dir schwer und du hast eine Tendenz zum Kontrollzwang.
  15. Du neigst dazu, dir unrealistische Ziele zu stecken.
  16. Die Erledigung bestimmte Aufgaben zögerst du gerne hinaus oder meidest sie sogar, weil du befürchtest, zu versagen
  17. Du planst deinen Tagesablauf bis ins Detail und führst für alles penibel To-Do-Listen.
  18. Es ist dir sehr wichtig von allen geliebt und vor anderen als „toller Kerl“ oder „taffe Frau“ dazu stehen.



Perfektionismus Ursachen erkennen

Warum kommen manche Menschen mit ihrem hohen Leistungsanspruch gut klar, andere wiederum nicht? Der hohe Anspruch an die eigene Leistungsfähigkeit alleine, führt – wie du mittlerweile weißt – nicht zwangsläufig zum dysfunktionalen Perfektionismus.

Darüber, ob das Streben nach Perfektion letztlich krankmacht oder nicht, entscheiden die nachfolgenden beiden primären Ursachen für Perfektionismus:

Überschätzung der eigenen Kompetenz

Viele Menschen neigen dazu, sich unrealistische Ziele zu setzen. Das wird noch geschürt durch die Erfolgsratgeber. Von diesen hört man häufig das „Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst“.

Nein, kannst du nicht. Wir Menschen haben Grenzen, sind limitiert in unserem Potenzial. Und dieses Limit sollte man kennen. Wer in vielen Lebensbereichen den Anspruch hat, der Beste zu sein, erzwingt fast das Scheitern. Denn es ist schlichtweg unmöglich, sein Leben als Optimum zu planen.

Selbst der größte Wille ein Ziel zu erreichen, hilft dir nicht, wenn das Ziel viel zu hoch aufgehängt ist. So wirst du nur zum Esel mit der Möhre.


Die Ängste des Perfektionisten

Die Gefühlswelt des Perfektionisten ist geprägt von Angst…

  • vor Überforderung
  • Erwartungen zu enttäuschen
  • Fehler zu machen
  • zu Versagen
  • Ziele nicht zu erreichen

All diese Ängste prägen das Denken, das Fühlen und Handeln der Betroffenen. Das Gefährliche daran ist, dass dies eine Art Kettenreaktion auslöst.

Perfektionismus-Falle

Wenn du immer wieder an deinen eigenen überzogenen Ansprüchen scheiterst, dann leidet darunter dein Selbstvertrauen. Fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten drückt das Selbstwertgefühl. Das wiederum lässt Versagensängste weiter gedeihen und die begünstigen die Wahrscheinlichkeit immer wieder zu scheitern. Es ensteht ein gefährlicher Kreislauf, den man als Perfektionismus-Falle bezeichnet.

Sollten die Ängst bei dir noch nicht so deutlich spürbar sein, muss das keine Entwarnung bedeuten. Vielleicht stehst du erst an der Schwelle.

Frage dann Personen, die dich gut kennen. Das können Freunde, Kollegen oder dein Partner/in sein. Frage sie danach, ob sie Perfektionismus bei dir eher negativ, neutral oder positiv wahrnehmen. Ein ehrliches Feedback ist hier absolut Gold wert!

Schwarz-Weiß-Denken

Menschen denken gerne in Kategorien. Gibt es nur zwei davon, ist das schlecht für deine Psychische Fitness. Dan lautet die Devise Hop oder Top, Schwarz oder Weiß oder Sekt oder Selters. Ist es dann meistens Selters ist das oftmals der Tritt in die Perfektionismus-Falle.

Der Problem-Perfektionist ist unfähig sich an Teilerfolgen zu erfreuen oder seine Ziele anzupassen. Er verfolgt stur die eingeschlagene Richtung weiter, auch wenn er nie ankommt.

Es gibt für ihn keine Zwischenstufen, keine Grautöne, sondern nur Schwarz-Weiß. Selbst kleine Fehler wertet er als komplettes Versagen. Es gibt für Ihn letztlich nur gut oder schlecht. Diese Denkweise macht wirklich krank.


Warum „Problem-Perfektionisten“ gefährlich leben

Ok, ich gebe zu, gefährlich leben mag etwas übertrieben sein. Fakt ist jedoch, dass sich solche Perfektionisten extrem schaden.


Schlechte Gefühle herrschen vor

Deine Gefühle sind ein zuverlässiger Indikator um die Qualität deines Leistungsdenkens beurteilen zu können. Denn nach außen möchte der Perfektionist den Eindruck von Stärke und Kompetenz erwecken. Sein Innenleben sieht jedoch ganz anders aus.

Haderst du innerlich mit den hohen eigenen Ansprüchen? Empfindest du diese mehr als Last, denn als Bereicherung? Leidest du darunter?

Spürst du Angst vor dem Scheitern? Traust du deiner eigenen Kompetenz nicht mehr wirklich? Ärgert du dich


Warum Problem-Perfektionist richtig leidet

Er leidet deshalb, weil sie sich ja selbst nichts vormachen können. Zumindest nicht langfristig. Selbstbetrug ist die anstrengendste Form von Betrug. Der Perfektionist weiß ja selbst am besten, wie oft er sich selbst im Weg steht.

Nur gibt er das nach außen ungern zu. Innerlich wäre er aber gerne ganz anders. Er ist neidisch auf die Menschen, die lockerer durchs Leben gehen.

Im Gegenteil, man möchte den Eindruck von genialer Kompetenz erwecken. Dieser Unterschied zwischen der Außendarstellung und dem gegenteiligen Innenleben frisst selbst jede Menge Energie. Und offen gesagt, wirken Perfektionisten nach Außen alles andere als locker

Ungesunder Perfektionismus bedeutet das Ziel nie zu erreichen
Ungesunder Perfektionismus bremst dich aus


Gefahr von Angststörung und Depression

Das wiederkehrende Gefühl, versagt zu haben, ist auf Dauer Gift für die Psyche. Das Selbstwertgefühl rauscht in den Keller und man glaubt immer weniger daran, herausfordernde Situationen noch aus eigener Kraft meistern zu können.

Du fühlst dich zunehmend hilflos. Hinzu kommen vermehrt Wut und Ärger darüber, das das so bei dir ist. Du vergleichst dich mit anderen, die lockerer unterwegs sind und haderst noch mehr mit deiner eigenen Situation.

Das kann unter Umständen zu einer Angststörung oder handfesten Depression führen.


Wann solltest du Perfektionismus ablegen?

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach! Wenn du der Meinung bist, dass er dir mehr schadet als nützt. Du kannst selbst am besten einschätzen und bewerten, wie sich deine „Lust am Perfekt-sein“ im Leben bewährt oder auch nicht.

Und diese Bewertung kann in einzelnen Lebensbereichen durchaus unterschiedlich ausfallen. So kannst du beispielsweise im Job ein hohes, aber gesundes Anspruchsdenken haben, weil es dort wie beim Pilot absolut erforderlich ist. Privat darfst du dann gerne wesentlich anspruchsloser unterwegs sein.

Dieses Differenzieren ist nicht nur in Ordnung, sondern sogar ideal. So stellst du eine Balance zwischen beiden her und verlierst nicht den Blick für das Lockerbleiben. Problematisch wird es dann, wenn du auch in deiner Freizeit ständig viel von dir forderst.


5 Tipps, wie du dysfunktionalen Perfektionismus ablegen kannst

Fairerweise möchte ich dir an der Stelle sagen, dass du einen ausgeprägten, dysfunktionalen Perfektionismus nicht von heute auf morgen ablegen kannst. Du hast diesen schließlich über Jahre oder Jahrzehnte kultiviert.

Er ist ein Teil von dir und tief in deinem Denken, Handeln und Fühlen verwurzelt. Du musst also geduldig sein und das Perfektionismus ablegen regelmäßig üben.


 #1 Ergründe deine Motive

Hinter perfektionistischem Verhalten steht immer ein Motiv, warum man sich so verhält. Perfektionismus ist Ursache und Folge zugleich. Krankhafter Perfektionismus ist Ursache für vielfältige seelische Leiden, aber auch für weitgehende Erfolglosigkeit trotz des großen Arbeitsaufwands der betrieben wird.

Als Folge tritt er häufig aufgrund mangelnden Selbstwertgefühls und Versagensängsten auf. Das sind deine beiden Stellschrauben, die du in dem Fall angehen solltest. Ansonsten betreibst du nur Symptombekämpfung.

Wie du gezielt dein Selbstwertgefühl aufbauen kannst, erfährst du in diesem Artikel


#2 Verändere deine Denkmuster und innere Einstellung

Die Veränderung deines Anspruchsdenkens ist ein mächtiges Mittel. Entlarve deine typisch perfektionistischen Denkmuster. Die lauten häufig „Wenn ich nicht perfekt bin, bin ich ein Versager“, „Um Erfolg zu haben muss ich perfekt sein“, „Ich muss perfekt sein, weil ich mich sonst nicht gut fühle“.

Entlarve solche Denkmuster als nichtzutreffend. Schaue dir erfolgreiche Menschen an. Die sind alles andere als perfekt. Sie sind professionell, aber mit Ecken und Kanten. Stelle dir vor wie gut es sich anfühlen wird, einfach einmal Fünfe gerade sein zu lassen.

Nutze Denkmuster wie z.B. „Es reicht vollkommen aus, wenn ich mein Bestes gebe und das Projekt zu einem Erfolg führe“.  „Wenn ich nicht perfekt bin, wirke ich auf viel Menschen sympathischer“. „Niemand erwartet von mir perfekt zu sein.“ „Ich bin ok, so wie ich bin“.

Oder tauche einmal ganz in das Gfühl ein, wie es ich anfühlen würde, eine Aufgabe einmal nicht zu hundert Prozent zu erfülle? Du wirst sehen, es ist gar nicht so schlimm.

Eine prima Technik, um deine Denkmuster nachhaltig zu verändern, ist die mentale Umprogrammierung.


#3 Setze und akzeptiere einen Optimalpunkt

Bei jedem Arbeitsergebnis könnte man noch minimale Verbesserungen erreichen. Aber irgendwann muss es einfach gut sein. Sonst wirst du nie fertig. Würde ich so nicht denken, würde auch dieser Artikel z.B. nie fertig werden.

Du musst dir einen definitiven Schlusspunkt setzen. Hast du diesen erreichst hörst du sofort auf. Auch wenn dir danach noch tausend Dinge einfallen, die du noch optimieren könntest. Du lässt es bleiben.

Der Aufwand um das letzte Quäntchen Optimierungspotenzial herauszuholen, steht meist in keinem vernünftigen Verhältnis zum Arbeits- und Zeitaufwand. Häufig führt das dann sogar zur „Verschlimmbesserungen“.


#4 Korrigiere deine Erwartungshaltung

Unrealistische Erwartungen haben meistens die Perfektionisten an sich selbst, nicht die anderen an die Perfektionisten. Fordere Klarheit ein, was andere von dir erwarten. Frage sie danach.

Projiziere auf keinen Fall einfach so deine eigene (überzogene) Erwartungshaltung auf andere.  Übe dich darin, indem du bei weniger wichtigen Aufgaben bewusst mit weniger zufrieden bist.

Übe dich darin imperfekt zu sein. Mache eine Sache ganz bewusst einmal weniger sorgfältig, als du es eigentlich könntest. Fange mit ganz banalen Dingen wie z.B. Rasenmähen.

Dann steigere dich und verzichte beispielsweise bei der nächsten Power-Point-Präsentation auf grafische Details. Damit trainierst du schrittweise deine Fähigkeit zum weniger perfektionistischen Verhalten.


#5 Konzentriere dich auf das Wesentliche

Die meisten Menschen verbringen viel Zeit und Energie damit, sich mit Dingen zu beschäftigen, deren Anteil am Erfolg eher gering ist. Selbst um 100 Prozent Erfolg zu haben, reicht es in vielen Lebensbereichen oftmals aus, nicht jedes Detail zu optimieren.

Es gibt sogenannte Signaturaufgaben, die deinen Erfolg ausmachen. Vieles von dem, was der Perfektionist macht, hat nur noch einen geringen Beitrag zum erfolgreichen Ergebnis. Finde daher die Aufgaben heraus, die dich zum gewünschten Ergebnis bringen.

Das von Beratern häufig zitierte Pareto-Prinzip kann dies allenfalls plakativ verdeutlichen. Es hat einen ganz anderen Hintergrund und ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Aber es veranschaulicht das Problem des Problem-.Perfektinisten und wirkt als „Perfektionismus-Bremse“.

Werde dir klar über die sogenannten A-Aufgaben. Es ist auch völlig egal, ob es tatsächlich 80, 70 oder 85 Prozent sind.

Wichtig ist, dass du dich auf die für den Gesamterfolg relevanten Teilaufgaben konzentrierst. Damit steigerst du deine Produktivität ungemein, bleibst entspannt und gelassen.

Dieses Video erklärt das Pareto-Prinzip anschaulich, zeigt aber auch, warum es sich nicht so einfach übertragen lässt.

Wie realistisch und zielführend dein Anspruchsdenken ist, wird letztlich durch deine psychische Fitness bestimmt. Und die kannst du trainieren!

Impuls zur Umsetzung
„Nur“ gut zu sein, ist in vielen Bereichen des Lebens oft ausreichend. Du musst nicht immer und überall 100 Prozent geben. Im Gegenteil. Sei dort perfekt, also gib 120 Prozent, wo es wirklich drauf ankommt.

In anderen Bereichen bist du ab heute bewusst „unperfekter“. So erreichst du die richtige Balance zwischen „Gasgeben“ und „Lockerlassen“. Immer alles perfekt machen zu wollen, erfordert enorme mentale Anstrengung. Diese Energie fehlt dir dann dort, wo sie viel wichtiger gebraucht wird.

Dein Mut, ab heute auch mal Fünfe gerade sein zu lassen, lohnt sich! Du kaufst dir damit viele Vorteile ein. Wie z.B. mehr Gelassenheit und Genussfähigkeit, weniger Druck und Stress, mehr Zeit für andere Dinge, mehr Lebensfreude und bessere Gesundheit. Und all das macht dich leistungsfähiger und gleichzeitig gelassener.


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