Die erfolgreiche Stressbewältigung ist eine der wichtigsten Fähigkeiten in der modernen Arbeitswelt. Denn wer seinen Stress bewältigen kann, ist leistungsfähiger, gelassener und am Ende auch erfolgreicher. In diesem Artikel werde ich mit einigen althergebrachten Sichtweisen aufräumen und dir – auf Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse – zeigen, worauf es bei der erfolgreichen Stressbewältigung wirklich ankommt.
Ist ein Leben ohne Stress möglich?
Ja, es ist möglich. Du kannst richtig Gas geben ohne dabei Stress zu empfinden. Für viele ist das eine ziemlich abwegige Vorstellung. Und doch… es ist möglich! Wie das geht, erfährst du in diesem Artikel. Allerdings braucht es für eine erfolgreiche Stressbewältigung mehr, als ein paar gut gemeinte Tipps gegen Stress oder reine Entspannungstechniken. Denn Empfehlungen wie z.B. genug schlafen, gesund essen und soziale Kontakte mögen zwar hilfreich sein, sie werden dein Stressproblem aber nicht dauerhaft lösen.
Der Weg in ein stressfreies Leben führt nur über eine kluge Strategie zur individuellen Stressbewältigung. Denn nur mit einer solchen kannst du deinen Stress loswerden und deine Stressbelastung reduzieren.
Stressbewältigung lohnt sich!
Die positiven Effekte einer effektiven Stressbewältigung auf Körper und Psyche sind vielfältig. Das zeigt ein Blick auf den aktuellen Forschungsstand. Wer seinen Stress im Griff hat, der bleibt länger fit und gesund. Möglicherweise handelt er sich sogar ein paar Extra-Lebensjahre ein. Denn Dauerstress kann tödlich sein. Er ist Gift für unser Herz-Kreislaufsystem. Die Japaner haben dafür sogar einen eigenen Begriff geschaffen: Karoshi. Bedeutet soviel wie „Tod durch Überarbeitung“.

Stressbewältigung macht dich widerstandsfähiger. Wer seinen Stress im Griff hat, den wirft so schnell nichts aus der Bahn. Der verspürt mehr Lebensfreude und ist glücklicher. Außerdem kommen entspannte Menschen bei ihren Mitmenschen besser an, als ihre stressgeplagten Zeitgenossen. Mehr als genug Gründe, sich endlich sein individuelles Anti-Stress-Programm zusammenzustellen. Und du wirst sehen, Stressbewältigung macht richtig Spaß und ist einfacher, als du denkst.
Einer erfolgreiche Stressbewältigung sollte immer ganzheitlich sein. Das bedeutet, sie sollte nicht nur Arbeitsstress, sondern auch den Stress im Alltag umfassen.
Für eine kluge Stressbewältigung stehen dir grundsätzlich drei Hebel zur Verfügung.

Am besten nutzt du alle drei Hebel. Der Hebel „Stress vermeiden“ hat dabei Priorität. Denn Stress, den du vermeidest, musst du gar nicht erst umdeuten oder ausgleichen. Daher verschaffe dir als erstes Klarheit über deine Stressoren. Denn das sind die Ursachen für deinen Stress. Ohne Kenntnis deiner Stressauslöser, bleibt Stressbewältigung reine Symptombekämpfung.
Stressoren und persönliche Stressverstärker
Doch bevor du diese 3 Wegen zur Stressbewältiung gehen kannst musst du zwei weitere Schritte vorschalten. Du musst die Stresssituationen dahingehend analysieren, dass du dir deine Stressoren und persönlichen Stressverstärker klar machst.
Stressoren entrümpeln
Als Stressoren bezeichnet man die Situationen, die in dir Stress auslösen. Diese kann man nicht immer beeinflussen. So z.B. wenn es um die lieben Kollegen oder den Chef bzw. die Chefin geht. Die sind nunmal da. Oder belastende Ereignisse wie Todesfall, Krisen, Krieg, Scheidung, Krankheit etc..
Oftmals sind unsere Stressoren aber einfach nur hausgemacht, weil wir uns selbst zu viel aufhalsen. Unser Leben nicht erfüllen, sondern mit allerlei Aktivitäten zumüllen. Zum Beispiel in dem wir uns mit Zielen überfordern und uns auch in der Freizeit mit ständiger Erreichbarkeit und Informationsüberflutung drangsalieren. Solche Stressoren lassen sich wunderbar bereits im Vorfeld ausmerzen.
Stressverstärker reduzieren
Als ob die Stressoren nicht schon genug Belastungspotenzial hätten, verstärken wir unser Stressempfinden häufig weiter durch unser Verhalten. Als persönliche Stressverstärker bezeichnet man die Verhaltenweisen, mit denen wir uns selbst häufig unter Stress setzen. Dadurch potenziert sich sozusagen unser Stressempfinden.
Typische Stressverstärker sind z.B. Perfektionismus, Ungeduld, mit anderen Vergleichen, Wohlfühldrang, der Drang nach Sicherheit oder Lob und Anerkennung.
Stressreaktion: Was löst Stress bei dir aus?
Eine Antwort auf diese Frage ist wichtig, damit du dir klar wirst, was genau eine stressige Situation bei dir auslöst. Die Folgen von Stress nehmen wir durchaus sehr unterschiedlich wahr.
Körperliche Stressreaktionen: Typisch sind hier muskuläre Verspannungen, Erschöpfung, Abgeschlagenheit, ein generell hoher Muskeltonus, nervöses Fusswippen, Schwitzen oder Zittern, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen, hoher Blutdruck, Herzschmerzen bis hin zu extremen gesundheitlichen Reaktionen wie z.B. das Broken-Heart-Syndrom.
Mentale Stressreaktionen zeigen sich durch Denkblockaden, Entscheidungsunfähigkeit, Versagensängste, mentale Erschöpfung, Grübeln etc.
Emotianale Stressreaktionen sind z.B. Angst, Unsicherheit, Nervosität, Innere Unruhe, schlechte Laune, Gereiztheit, Aggressionen, Wut, Frust.
Allen Stressreaktionen ist gemein, sie tun dir nicht gut und gefährden deine Gesundheit und dein Wohlempfinden. Es bringt wenig, wenn du diese alleine mit pflanzlichen oder chemischen Medikamenten in den Griff bekommen willst. Solche Mittel können allenfalls begleitend, insbesondere zu Beginn deiner Stressbewältigung eingesetzt werden.
Erfolgeiche Stressbewältigung in 5 Schritten
Die optimale Vorgehensweise bei der Stressbewältigung habe nachfolgend nocheinmal zusammengefasst.
Stressbewältigung in 5 Schritten
- Stresssituationen analysieren
Gewinne Klarheitheit über deine Stressoren und Stressverstärker. Identifiziere Situationen, die bei dir Stress auslösen. Frage dich: Wann gerätst du in Stress? Was löst bei dir Stress aus? Schreibe deine persönlichen Stressverstärker wie z.B. Zeitdruck, Ungeduld, Verhalten vom Chef oder Kollegen, dein Hang zum Perfektionismus, schwelende Konflikte , Gefühl der Überforderung etc. auf.
- Stresssituationen reflektieren
Stressreaktionen reflektieren Mache dir klar, wie du auf Stressreaktionen reagierst. Welche typischen Stressreaktionen und Stresssymptome nimmst du bei dir wahr? Wie spürst du Stress körperlich und wie beeinflusst er deine Gefühlswelt, dein Denken und Verhalten?
- Stressfaktoren reduzieren (Stress vermeiden)
Die Auslöser von negativem Stress (Stressoren) in ihrer Entstehung begrenzen z.B. durch Priorisieren, Probleme lösen, Entscheidungsqualität erhöhen, Nein-Sagen, Erwartungen abgleichen, ungesunden Perfektionismus ablegen.
- Mentales Stressmanagement (Stress umdeuten)
Mentale Energiefresser reduzieren und förderliche Denkmuster entwickeln z.B. durch neue Überzeugungen und Einstellungsänderung, Neubewertung belastender Situationen, Akzeptanz, Selbstdistanz, Fokussierung etc.
- Regeneratives Stressmanagement (Stress ausgleichen)
Überlege dir Maßnahmen, mit denen du künftig negativen Stress in seiner Wirkung mindern und neue Energie gewinnen möchtest. Das können sein: Entspannungstechniken wie z.B. Progressive Muskelentspannung oder bewusste Auszeiten, mehr Bewegung in der Natur, mit Sport beginnen, Achtsamkeitsübungen, Meditation, Yoga, Qi Gong etc.
Eustress und Distress – Himmel und Hölle
Stress hat keinen guten Ruf. Wenn wir von Stress reden, meinen wir i.d.R. den belastenden, negativen Stress. Doch Stress ist zunächst einmal eine wunderbare Erfindung der Natur bzw. Evolution und schützt unser Leben. Er macht uns einsatzbereit, konzentriert und leistungsstark. Erst wenn wir ihn als permanent unerwünscht und bedrohlich betrachten, verselbständigt er sich und wird zum Problem. Daher unterscheiden wir zwei Arten an Stress. Den (guten) Eustress und den (schlechten) Distress.
Eustress
Eustress ist positiver Stress, der uns beflügelt und uns gewinnen lässt. Wir empfinden ihn in Situationen, die für uns herausfordernd und schwierig, aber lösbar sind. Hier kommen deine Kontrollüberzeugung und deine Resilienz, also deine psychische Widerstandsfähigkeit ins Spiel.
Bist du der Meinung, über die erforderlichen Ressosurcen zu verfügen, um die Herausforderung zu bewältigen, dann macht dich Eustress stark. Er versetzt Körper und Geist in einen optimalen Zustand für eine gute Leistung. Du fühlst dich der Aufgabe gewachsen, bist zwar angespannt, aber zuversichtlich, die Herausforderung bewältigen zu können. Ich bezeichne diesen Zustand als „gelassene Anspannung“. So werden Sieger gemacht!
Halten wir fest: Eine Anforderungssituation ist also erst einmal neutral. Erst durch deine subjektive Bewertung wird sie entweder zur Bedrohung oder zum Leistungsverstärker. Menschen empfinden eine potentielle Stresssituation als sehr unterschiedlich. Was den einen überfordert, fordert den anderen erst so richtig heraus.
Deine Fähigkeit, mit Stress souverän umzugehen und ihn als günstig zu bewerten ist der Schlüssel zu einem Leben (fast) ohne Stress. Und diese Fähigkeit kannst du trainieren, indem du deine Belastungsfähigkeit erhöhst, an genereller Gelassenheit gewinnst und in der Lage bist, schnell intensiv zu regenerieren.
Distress
Die Grenzen von Eustress zu Distress sind fließend. Und darin liegt die größte Gefahr. Eine eben noch machbare Anforderung, kann leicht zur Überforderung führen. Entweder, wenn du dir weitere Stressoren zumutest, Belastunsgrenzen ignorierst oder die äußerst wichtige Regeneration vernachlässigst.
Eine andauernde überdosierte Anforderungssituation führt zu individuellen Überforderungssituationen, die sich als negativen Stress, also Distress bemerkbar machen. Selbst sehr resiliente Menschen können ein Zuviel an Belastung erleben.
Und genau deswegen ist ein gezieltes Stressmanagement wichtig, das Stressoren und Stressverstärker reduziert und dich in deiner mentalen und regenerativen Stresskomptenz unterstützt.
Warum du Stresstäter und nicht Stressopfer bist
„Wer zu viel Stress hat, ist selbst schuld.“ Wenn ich das meinen Seminarteilnehmern so sage, dann schauen sie mich meist betroffen an. Es mag hart klingen, aber es ist so. Denn nichts und niemand auf der Welt kann dich stressen, wenn du es nicht zulässt. Du bist NICHT Opfer deiner Lebensumstände und auch nicht die anderen sind schuld, wenn du Stress hast. Daher ist es eine machbare Option, keinen Stress zu haben.
Für die meisten Menschen ist Stress etwas Negatives. Damit verschenken Sie eine große Chance, um Stress wirksam abzubauen. Es gibt aber auch das krasse Gegenteil. Nämlich Stress haben als Statussymbol. Frei nach dem Motto: Wer viel Stress hat, der ist wichtig, erfolgreich und wird gebraucht. Gerade bei Führungskräften und Vertrieblern ist diese Sichtweise gar nicht so selten.
Ob du Stress hast oder nicht, ist alleine DEINE Entscheidung!

Jede Anforderungssituation ist zunächst neutral. Du ganz alleine entscheidest darüber, ob du diese als Bedrohung, eher neutral oder als Chance betrachtest. Deswegen bist du immer Stresstäter und nie Stressopfer. Du wirst weder die Veränderungen in der Arbeitswelt aufhalten, noch schwierige Menschen ändern können. Das liegt nicht in deiner Macht. Aber du hast immer die Macht zu entscheiden, wie du mit potentiellen Stresssituationen umgehst.
Kluge Stressbewältigung erfordert genau diese differenzierte Betrachtung. Deine erste Erkenntnis lautet daher:
Du bist Stress nicht hilflos ausgeliefert!
Doch viele gestresste Menschen empfinden genau das Gegenteil. Sie haben im Laufe der Zeit die Überzeugung kultiviert, sowieso nichts gegen ihren Stress ausrichten zu können. Der Psychologieprofessor Martin Seligman bezeichnet dies als erlernte Hilflosigkeit. Solche Menschen fühlen sich als Opfer ihrer Lebensumstände. Stress reduzieren zu können, liegt nicht im Rahmen ihrer Möglichkeiten. So denken sie zumindest. Und Schuld am Stress haben natürlich immer die anderen.
So über Stress zu denken ist fatal. Damit geben sie die Verantwortung für ihren Stress komplett ab. Verharren in Passivität. Mit dem Ergebnis, dass der Stress weiter zunimmt. Und das verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit weiter. Die Überzeugung, nichts gegen seinen Stress tun zu können, wird so zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Die bedeutet, dass das Gefühl, nichts gegen seinen Stress ausrichten zu können zur tatsächlichen Unfähigkeit, Stress abzubauen, führt.
Mache dir bitte klar: Du ganz alleine bist für deinen Stress verantwortlich. Und nur du selbst kannst daran etwas ändern. Wer das verinnerlicht hat, baut bereits automatisch Stress ab. Denn die Stressforschung zeigt, dass durch die Überzeugung, die Kontrolle über seinen Stress zu haben, die subjektiv empfundene Stressbelastung bereits sinkt.
Stressakzeptanz statt Stress bekämpfen
Die jüngste Stressforschung legt den Fokus auf die Stressakzeptanz. Mit der Erkenntnis, dass derjenige, der Stress als dazugehörend akzeptiert, weniger Distress empfindet. Das ist eine unglaubliche Macht, die jeder von uns hat. Man muss sich ihrer nur bewusst sein und sie nutzen.
Akzeptiere Stress als Bestandteil deines Erfolgs. Nutze ihn positiv als Antreiber. Mache ihn dir zum Freund, denn Stress macht nachweislich konzentriert und leistungsbereit. Lege deinen Fokus genau darauf, anstatt über deine Arbeitsbelastung zu jammern und dem Stress den Kampf anzusagen. Den Kämpfen kostet Energie und erzeugt möglicherweise neuen Stress.
Hierbei hilft dir das Gesamtpaketdenken. Stress ist nicht der Störenfried für Gelassenheit, sondern der Partner von Leistung. Er gehört zu deinem Erfolgspaket einfach dazu. Diese Denkweise wirkt unglaublich stressreduzierend. Mit dem amtlichen Stempel der Wissenschaft.
Natürlich bedeutet das nicht, dass du dein Belastungslimit unendlich ausdehnen kannst. Nein, aber du kannst dein Belastungsniveau erhöhen, ohne dass du negativen Stress, also Distress empfindest. Und das ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr genereller Gelassenheit.
Wie beeinflusst Stress deine Leistung?
Glaube mir, du kannst enorm viel leisten, ohne dabei Stress zu empfinden. Die Kunst eines stressfreien Lebens besteht darin,
- seine beste Leistung zu bringen, wenn es drauf ankommt. Also die Energie dann aufzubringen, wenn sie gebraucht wird.
- nicht mehr mentale Anstrengungen aufzuwenden, als für die Zielerreichung unbedingt erforderlich ist.
- intensiv zu regenerieren und sich schnell zu erholen.
Überhaupt ist der Zusammenhang von Aktivierungsniveau und Leistung (Yerkes-Dodson-Gesetz) von großer Bedeutung um Herausforderungen souverän zu meistern. Dieses Gesetz besagt, dass Leistung mit zunehmender Aktivierung (Anspannung, emotionale Erregung) zunächst ansteigt. Aber nur bis zu einer mittleren Aktivierung. Dort erreicht das Leistungsniveau dann sein Maximum. Nimmt das Aktivierungsniveaus weiter zu, fällt das Leistungsniveau wieder ab. Sogar bis zum völligen Leistungsverlust.

Daraus folgert, dass ein sehr hohes Aktivierungsniveau der Zielerreichnung alles andere als dienlich ist. Im Gegenteil, sie verhindert sogar eine optimale Leistungsabgabe und gefährdet damit die erfolgreiche Bewältigung einer Aufgabe. Wo genau das Leistungsmaximum liegt, ist abhängig vom Komplexitätsgrad der Aufgabe. Je höher dieser ist, um so mehr verschiebt es sich in den linken Mittel-Bereich.
Was bedeutet das für die Leistungsfähigkeit im Job?
Ein hohes Aktivierungsniveau geht mit einer verengten Aufmerksamkeitsfokussierung und erhöhten Anspannung einher. Meist begleitet von Unsicherheiten und Emotionen wie Angst, Frust oder Ärger. Und genau diese Umstände sind für die Bewältigung der Herausforderungen der modernen Arbeitswelt äußerst hinderlich. Denn diese erfordern komplexe, mutige und kreative Lösungen.
Die gelingen umso besser, je angstfreier und entspannter unsere innere Verfassung ist. Dann sind wir nämlich viel eher in der Lage, den mentalen Fokus auf die unterschiedlichen Informationen und Aspekte der Problemlösung zu legen. Kognitive Ablenkungen durch unproduktive Gedanken und negative Emotionen wirken äußerst kontroproduktiv. Sie reißen unser Leistungsniveau regelrecht nach unten.
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann“
Antoine de Saint-Exupéry
Das Bestreben vieler Leistungsträger möglichst Alles zu geben, wird damit ad absurdum geführt. Der Werbeslogan für den SMART „Reduce to the Max“ trifft es viel besser.
Daraus folgert: Wer ein hohes Leistungsniveau erreichen möchte, muss das für die anstehende Aufgabe passende Aktivierungsniveau finden. Denn nur so stellst du sicher, nicht mehr Energie für die Erfüllung einer Aufgabe einzusetzen, als unbedingt erforderlich.
Ich denke, es ist dir jetzt klar, dass zuviel Stress ein echter Leistungskiller ist.
Jeder Mensch hat ein Limit!
Kein Mensch ist unendlich belastbar! Du kannst zwar lernen, deine Belastungstoleranz zu erhöhen. Es ist sogar ok, kurzfristig über dein Limit zu gehen. Aber bitte nicht ständig. Selbst der leistungsfähigste Motor kann nicht ständig Vollgas gefahren werden. Er würde sonst unweigerlich platzen.
Genau so verhält sich das mit unserer mentalen Energie. Denn die ist nicht unendlich. Sie erschöpft sich bei ständigem Gebrauch wie ein Muskel. Nach einer Phase intensiver Anspannung, muss dein Körper Gelegenheit zur Regeneration bekommen. Das baut Stresshormone ab. Gibst du ihm diese Möglichkeit nicht, beginnen deine Stresshormone in deinem Körper regelrecht zu randalieren. Und das bringt eine Menge ungünstiger Stressreaktionen mit sich.
Wann wird Stress zum Problem?
Dass wir Menschen Stress empfinden können, ist eigentlich eine fantastische Einrichtung der Evolution. Denn Stress ist eine Anpassungsreaktion des Körpers, die alle erforderlichen Ressourcen aktiviert, um in einer Bedrohungssituation bestens gerüstet zu sein. Allerdings sind die ehemals lebensbedrohlichen Situationen durch den Säbelzahntiger heutzutage den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gewichen. Und da ist ein hohes Aktivierungsniveau, wie du zwischenzeitlich weißt, nicht zielführend.
Stress wird dann zum Problem, wenn du:
- Anforderungssituationen primär als Bedrohung betrachtest.
- ständig mit Stressoren konfrontiert wirst, die du nicht beeinflussen kannst.
- dich permanent über- oder unterforderst.
- deinem Körper keine Gelegenheit gibst durch Regeneration oder Aktivität Stresshormone abzubauen.

In einer zunehmend digitalen Arbeitswelt ist körperlicher Stress immer weniger das Problem. Dafür aber nimmt der psychische Stress dramatisch zu. Und der ruiniert nicht nur dein seelisches Wohlbefinden, sondern ist auch für viele körperliche Stresssymptome wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden verantwortlich.
Warum chronischer Stress besonders gefährlich ist
Gelegentlicher Stress ist eher unproblematisch. Anders sieht das bei Dauerstress aus. Denn der macht dich garantiert irgendwann krank. Das Fatale am Dauerstress ist, dass der sich nicht nur addiert, sondern die ungünstigen Stressauswirkungen sich gegenseitig verstärken. Durch Dauerstress wird dein Organismus in ständiger Alarmbereitschaft gehalten. Das führt dazu, dass dein Körper nicht mehr in der Lage ist, auf ein normales Ruheniveau zurückzukehren. Selbst dann nicht, wenn keine akute Stresssituation vorliegt.
Akuter Stress mutiert so zum chronischen Stress. Und der hat vielfältige funktionale Störungen zur Folge. Chronischer Stress führt zu dauerhaft angespannten Muskeln. Die Gefäße verlieren an Elastizität, was wiederum chronisch erhöhten Blutdruck zur Folge hat. Auch die Gefahr koronaler Erkrankungen steigt gewaltig. Gleiches gilt für das Diabetesrisiko. Außerdem wird das Immunsystem herabgesetzt. Erkältungsviren und Entzündungen haben es dadurch viel leichter. Möglicherweise begünstigt chronischer Stress sogar die Entstehung bestimmter Krebsarten. Letzteres ist aber wissenschaftlich umstritten.
Stresssymptome: Daran spürst du, dass du zu viel Stress hast
Lass es nicht so weit kommen! Achte auf Veränderungen deines Körpers und im Verhalten. Denn dein Körper sendet dir Signale (Stressreaktion), wenn du zu viel Stress hast. Als Stressreaktion bezeichnet man die Art und Weise, wie dein Körper in Stresssituationen reagiert. Stressreaktionen können bei Menschen durchaus unterschiedlich ablaufen. Sie variieren auch nach Art der jeweiligen Belastungssituation. Für dich werden sie als deine typischen Stresssymptome erkennbar.
Wichtig ist, dass du diese Stresssymptome möglichst frühzeitig erkennst. Und das ist nicht immer ganz einfach. Der Grund dafür ist, dass viele Stressfolgen schleichend auftreten und nicht gleich als solche zu erkennen sind. Andererseits gilt aber auch: Nicht jede Stimmungsschwankung oder Erschöpfung ist gleich ein Zeichen von negativem Stress.

Stresssymptome, die du als Warnzeichen unbedingt kennen solltest
Die Auswirkungen von Stress sind vielfältig spürbar. Psychischer Stress führt zu Stresssymptomen auf mentaler und emotionaler Ebene. Er zeigt sich aber auch unmittelbar durch körperliche Stresssymptome und Veränderungen im Verhalten. Typische Anzeichen für Stress sind:
Erschöpfungszustände
- Körperliche Erschöpfung: Chronische Müdigkeit und Schwächegefühle, Schlafstörungen und geschwächte Abwehrkräfte, sexuelle Störungen und Libidoverlust.
- Mentale Erschöpfung: Konzentrationsmängel, Vergesslichkeit, Zynismus, generelle Negativität, Gedanken der Sinnlosigkeit.
- Emotionale Erschöpfung: Typische Symptome bei emotionalem Stress sind innere Unruhe, Bedrücktheit, Unfähigkeit zur Freude, Gereiztheit, schlechte Schlafqualität, Gereiztheit und schnelles genervt sein.
- Soziale Erschöpfung: Sozialer Rückzug beruflich und privat, mangelnde Empathie, Verlust des Interesses an anderen, Gefühl ausgenutzt zu werden.
Körperliche Schmerzen
Kopfschmerzen, Herzschmerzen, Rückenschmerzen und Muskelschmerzen sind häufig psychosomatischer Natur. Oft zeigt sich anhaltender Stress durch Magenschmerzen, ohne dass eine ernährungsbedingte oder physiologische Ursache dafür vorliegt. Denn zu viel Stress schlägt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen. Auch Schwindel und erhöhter Blutdruck sind häufige Folgen von Stress.
Verändertes Verhalten
Ein recht zuverlässiger Indikator, ob du Stress abbauen solltest, sind Veränderungen in deinem Verhalten. Denn Stress stiftet zu ungesunden Gewohnheiten und Risikoverhalten an. Wer ständig unter Strom steht, neigt eher zu ungesundem Essverhalten, schläft weniger, raucht mehr und trinkt mehr Alkohol als entspannte Zeitgenossen. Aber auch Passivität und sozialer Rückzug weisen auf zu viel Stress hin.
Solltest du feststellen, dass einige Stresssymptome auf dich zutreffen, dann ist es höchste Zeit, mit Stressbewältigung zu beginnen.
Kann man auf Knopfdruck Stress abbauen?
Die Antwort darauf lautet „JEIN“. Es gibt auf jeden Fall Entspannungstechniken, mit denen du kurzfristig entspannen kannst. Für den Moment mag das auch okay sein. Aber langfristig Stress abbauen wirst du so nicht.
Es gibt definitiv keinen Schalter, der dich auf Knopfdruck – sozusagen von Heute auf Morgen – in ein stressfreies Leben katapultiert. Wenn es dir ernst ist und du ein stressfreies Leben erreichen möchtest, musst du schon mehr tun. Und auch einiges lassen.
Mach den Stress-Test! Wie gestresst bist du?
Du denkst, du hast zu viel Stress? Ein Stresstest gibt Auskunft darüber, wie gestresst du tatsächlich bist. Er zeigt dir dein aktuelles Stresslevel. Möglicherweise gibt er dir sogar einen Motivationsschub, um das Thema Stressbewältigung endlich in Angriff zu nehmen.
Interessant ist in dem Zusammenhang natürlich auch die Frage, in wie weit sich die von dir wahrgenommene Stressbelastung mit dem Ergebnis des Stress-Tests deckt. Am besten machst du den Stresstest, nachdem du den Artikel aufmerksam durchgelesen hast.
Hier geht es zum Stresstest.
Welche Voraussetzungen muss eine kluge Stressbewältigung erfüllen?
Es gibt gute Gründe, warum es ein Patentrezept für eine erfolgreiche Stressbewältigung nicht geben kann:
- Stress ist eine sehr persönliche Erfahrung. Jeder erlebt Stress anders. Menschen verfügen über ein spezifisches Belastungsniveau und reagieren unterschiedlich auf Stresssituationen.
- Methoden und Techniken zum Stressabbau funktionieren nicht bei allen Menschen gleichermaßen gut.
- Die Strategien müssen zu dir und deinen Lebensumständen passen.
- Methoden und Techniken sollten dir Spaß machen, sonst wirst du kaum dranbleiben.
Das bedeutet für dich: Du musst herausfinden, welche der vielen potentiellen Methoden, mit denen du Stress vermeiden bzw. Stress reduzieren kannst, für dich am besten funktionieren. Betrachte die Strategien in diesem Artikel daher als Bausteine, mit denen du dir deine persönliche Stressbewältigungsstrategie zusammenbaust.

Was du sonst noch mitbringen solltest, damit Stressbewältigung perfekt funktioniert:
- Eine gehörige Portion Neugier: Sei bitte offen für Neues und gehe möglichst vorbehaltslos an die Übungen heran. Wie ein Kind, das neugierig die Welt entdeckt.
- Die Bereitschaft, ungewöhnliche Dinge zu tun: Methoden zur Stressbewältigung muten manchmal etwas seltsam an. Aber du willst ja etwas verändern. Und außerdem… das Ungewöhnliche wird mit der Zeit zur Normalität. Du wirst es lieben, weil es dir zu einem entspannten und erfüllten Leben verhilft.
- Geduld: Stressbewältigung erfordert Veränderungen im Denken und Verhalten. Und die brauchen Zeit. Rückschläge sind dabei völlig normal. Nimm diese bitte nicht zum Anlass, frühzeitig eine Methode als unwirksam abzustempeln. Bleibe dran und probiere immer wieder aus, was für dich am besten funktioniert. Habe keine Scheu, deine eigenen Varianten zu kreieren.
„Das Außerordentliche geschieht nicht auf glattem, gewöhnlichem Wege.“
Johann Wolfgang von Goethe
Die 5 größten Fehler bei der Stressbewältigung
Warum tun sich viele Stressgeplagte so schwer damit, ihren Stress in den Griff zu bekommen? Die Antwort lautet: Weil sie das Thema Stressbewältigung völlig falsch angehen. Teils aus Unkenntnis, aber auch aus Bequemlichkeit. Daher mache ich dich jetzt mit den 5 größten Fehlern der Stressbewältigung vertraut. Diese solltest du unbedingt vermeiden. Ansonsten hast du kaum eine Chance, Stress dauerhaft abzubauen.

Diese 5 Fehler bei der Stressbewältigung solltest du vermeiden:
- Stress bekämpfen
Glaubst du wirklich, dass du gelassener wirst, wenn du Stress den Kampf ansagst? Wohl kaum. Jeder Kampf bedeutet eine Stresssituation an sich und die willst du ja gerade vermeiden. - Stressfaktoren ignorieren
Entspannungsübungen oder Achtsamkeitstraining bringen dir langfristig überhaupt nichts, wenn du nicht deine individuellen Stressoren kennst. Sonst bleibt Stressbewältigung reine Symptombekämpfung. - Stresssymptome ignorieren
Negativer Stress kommt schleichend daher. Symptome für Stress, weshalb die psychischen und körperlichen Auswirkungen oft nicht rechtzeitig erkannt bzw. zu lange ignoriert werden. - Belastungsgrenze ignorieren
Jeder Mensch hat ein Belastungslimit. Niemand ist unendlich belastbar und kann immer alles erreichen. Sowohl zunehmende Verweichlichung, als auch die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, können fatale Folgen haben. - Stressopfer-Denken
Die Verantwortung für unseren Stress sehen wir gerne bei anderen. Bei Stress am Arbeitsplatz sind die Schuldigen z.B. die Digitalisierung, der schwierige Chef oder die nervigen Kollegen. Auch im Privaten haben immer die anderen schuld an unserem Ärger und Frust. Nie sehen wir den Verantwortlichen in uns selbst.

FAQ
Eine Definition von Stress ist gar nicht so einfach, da es keine einheitliche Begriffsbestimmung und Antwort auf die Frage „Was bedeutet Stress“ gibt. Der „Vater der Stressforschung“ Dr. Hans Selye definierte Stress als „die unspezifische Antwort des Körpers auf eine Anforderung“. Für den Stressforscher Prof. Gert Kaluza befasst sich Stress „mit der Bedeutung sozio-emotionaler Belastungserfahrungen für die körperliche und psychische Gesundheit. Heutzutage wird der Begriff fast inflationär für alle möglichen Beeinträchtigungen des körperlichen und seelischen Wohlbefindens verwendet.
In einer Stresssituation veranlasst unser Gehirn, dass die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet werden. Die hat zur Folge, dass Blutdruck und Herzfrequenz ansteigen und die Magen-Darmtätigkeit herabgesetzt wird. Unser ganzer Körper ist auf die drohende Kamp- und Fluchtsituation eingestellt. Wir können besser denken, sind voll konzentriert auf das, was vor uns liegt. Im Grunde genommen hat sich dabei bis heute nichts geändert. Nur sind es nicht mehr die Bedrohungen durch z.B. Säbelzahntiger sondern vielmehr berufliche und private Stresssituationen.
Negativer Stress – auch als Di-Stress bezeichnet – entsteht, wenn wir unserem Körper keine Gelegenheit geben Stresshormone abzubauen, Ausmaß und Häufigkeit von nicht beeinflussbaren Stressfaktoren hoch sind, und Anforderungen und Veränderungen primär als Bedrohung betrachtet werden.
Positiver Stress (EU-Stress) liegt dann vor, wenn du Leistungsdruck nicht als Bedrohung, sondern als Antrieb empfindest. Das ist dann der Fall, wenn dein Aktivitätsniveau (Anspannung und aufgewendete Energie) ideal für die optimale Bewältigung der anstehenden Aufgabe passt.
Du kannst Stress abbauen, in dem du Stresssituationen und potentielle Stressfaktoren reduzierst (Stress vermeiden), anders mit Stress umgehst und Stress reduzierst durch Regeneration und Entspannung. Der Königsweg zur Stressbewältigung ist die Stärkung deiner psychischen Fitness.
Du kannst Stress vermeiden, in dem du deine potentiellen Stressoren reduzierst. Und das gelingt z.B. durch Prioritäten setzen, Loslassen, Nein-Sagen, Problemlösetechniken, Stärkung der Entscheidungsfähigkeit, realistische Ziele setzen, Empathie, Akzeptanz , Dankbarkeit.
Das beste Mittel gegen Stress ist eine individuelle Strategie zur Stressbewältigung mit die Methoden müssen gut zu dir und deinen Lebensumständen passen. Daneben gibt es auch Medikamente und Hausmittel gegen Stress. Diese lösen aber nicht die Ursache für deine Stressbelastung, sondern sind nur Symptombekämpfung.
Als Stressfaktoren bzw. Stressoren werden alle äußeren Anforderungsbedingungen bzw. Situationen bezeichnet, welche Stress auslösen. Als typische Stressfaktoren, die häufige Ursachen für Stress sind, gelten Leistungsstressoren, wie Versagensängste, Überforderung, Unterforderung, geringer Selbstwert, Arbeitsverdichtung, Zeitdruck, Termindruck, Eile. Physikalische Stressoren z.B. Lärm, Hitze, Nässe, Kälte, Unwetter, Umweltzerstörung. Körperliche Stressoren: z.B. Schmerzen, Tinnitus, Verletzung, Krankheit, Hunger. Psychosoziale Stressoren: Konflikte, fehlende Wertschätzung, schlechte Führung, Mobbing, Beziehungsprobleme, Verlust, Trennung, Konkurrenz, Einsamkeit.
Du kannst Stresshormone auf zweierlei Weise abbauen. Durch passives mentales Regenerieren, typischerweise durch Entspannungsübungen, Achtsamkeit, Faulenzen, Wellness. Aber auch Aktivitäten wie Hobbys, Bewegung und moderater Sport sind perfekt dazu geeignet.